Dissertationsvorhaben
Neben den vorgestellten Drittmittelprojekten finden Sie im Folgenden eine Übersicht der Dissertationsprojekte am Lehrstuhl Interne Revision und Corporate Governance:
Interne Revision und Fraud
In der heutigen Zeit, die durch immer komplexere, anspruchsvollere und umfassendere Strukturen und Verantwortlichkeiten innerhalb von Organisationen gekennzeichnet ist, wird das Thema Wirtschaftskriminalität zunehmend präsenter. Aus diesem Grund sind die Aufrechterhaltung und Entwicklung eines geeigneten Schutzes gegen das Betrugsrisiko wichtiger denn je. Wenn es um den Umgang mit Betrugsrisiken geht, stellt sich jedoch regelmäßig die Frage, wer für die Prävention und Aufdeckung von diesen verantwortlich ist.
Unter Berücksichtigung neuester Entwicklungen, wie z.B. der zunehmenden Bedeutung innovativer Informationstechnologie (IT) oder veränderten Rahmenbedingungen durch COVID-19, wird der Bedeutung der Internen Revision nachgegangen. So werden durch die Anwendung verschiedener Forschungsmethoden Kenntnisse herausgearbeitet, die maßgeblich für eine optimale Ausrichtung der Internen Revision innerhalb der Governance-Struktur sind.
Da das Themengebiet von Fraud in Kombination mit der Internen Revision weitestgehend unerforscht ist, wird in den Forschungsprojekten verschiedenen weiteren Aspekten nachgegangen. So wird auch Governance-Problemen in Unternehmen verschiedener Größenordnung, insbesondere Startup Unternehmen, oder aber dem Thema Nachhaltigkeit im Revisionskontext nachgegangen.
Für weiterführende Informationen oder Fragen wenden Sie sich bitte an Annika Bonrath, M.Sc.
Technology and Internal Auditing: Essays on Data Analytics, Robotic Process Automation, Machine Learning, and Remote Auditing
Die Interne Revision ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem zentralen Bestandteil einer guten Corporate Governance geworden. Im Rahmen der weitgefassten Digitalisierungsdebatte rücken diverse Technologien auf verschiedenen inhaltlichen Ebenen in den Fokus der Internen Revision. Einerseits verwenden Interne Revisoren Technologien, um die Effizienz und Effektivität ihrer Arbeit sowie die Qualität der Revisionsergebnisse verbessern zu können, andererseits muss für den Einsatz von Technologien im Unternehmen eine Governance geschaffen und ein Prüfungskonzept erarbeitet werden. Inwieweit technologiebasierte Prüfungstechniken die Arbeit der Internen Revision positiv oder negativ beeinflussen, wurde in der bestehenden empirischen Forschung kaum untersucht. Ebenso fehlen für die Governance und Prüfung von Robotic Process Automation (RPA) oder künstlicher Intelligenz Rahmenwerke, um eine angemessene Assurance gewährleisten zu können.
Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die Forschungsprojekte zunächst mit dem Einsatz verschiedener Software-Lösungen in der Internen Revision. Dabei wird untersucht, welchen Einfluss ebenjene auf die Arbeit der Internen Revisoren haben. Ein weiteres Forschungsprojekt untersucht den Einfluss der Umstellung auf Remote Audits aufgrund von COVID-19. Drei Projekte befassen sich mit Robotic Process Automation (RPA). Zunächst wird die vorhandene Literatur systematisch analysiert, um RPA zu charakterisieren und Wege für zukünftige Forschung abzuleiten. Ferner werden die Herausforderungen der RPA-Implementierung anhand eines qualitativen Ansatzes in Zusammenarbeit mit einem multinationalen Technologiekonzern untersucht. Die Erstellung und Bewertung eines Rahmenwerks für das Testen und Prüfen von RPA ist in diesem Zusammenhang ein weiteres Projekt, das eine große wissenschaftliche und praktische Relevanz aufweist. Inwieweit Machine Learning in der Revision eingesetzt werden kann, wird ebenfalls untersucht. Im Rahmen der Dissertation sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die in der Debatte um den Einsatz verschiedener Technologien hilfreich für Interne Revisoren und weitere Governance-Funktionen sind.
Für weiterführende Informationen oder Fragen wenden Sie sich bitte an Martin Wagener, M.Sc..
Verschiedene Perspektiven auf den Berufsstand der Internen Revision
In den vergangenen Jahren haben Wirtschaftskriminalität und Skandale dazu geführt hat, dass sich die regulatorischen Anforderungen schneller verändert haben als je zuvor. Bilanzskandale bei Enron, WorldCom, Wirecard und anderen haben zu einer Fokussierung auf Corporate Governance sowie solide interne Kontrollen geführt und der Internen Revision ein nie dagewesenes Maß an Aufmerksamkeit verliehen. Daraus resultierend hat sich die Disziplin der Interne Revision im letzten Jahrzehnt, im breiten Feld der Rechnungslegung und des Prüfungswesens, mit am stärksten weiterentwickelt. Heute wird die Interne Revision in der akademischen Literatur und in der praktischen Diskussion als eine starke Säule der Corporate Governance angesehen, der jedoch immer noch das alte Image als „Wadenbeißer“ des Vorstands anhaftet. Je nach Unternehmensumfeld und Governance-Struktur, z.B. eigentümergeführte oder Familienunternehmen, steht die Interne Revision zudem unternehmensindividuellen Herausforderungen gegenüber. Zeitgleich hat die fortschreitende Digitalisierung von Unternehmen Technologien in den Fokus der Internen Revision gerückt. Auf dem Gebiet der Internen Revision ergibt sich daher an breites Feld an relevanten Forschungsthemen, die in der Literatur bisher nur spärlich betrachtet wurden.
Vor dem Hintergrund der steigenden Relevanz der internen Prüfungsfunktion und den damit verbundenen Herausforderungen für Interne Revisoren beleuchten die Forschungsprojekte aktuelle Problemstellungen der Auditing-Literatur aus unterschiedlichen Perspektiven. Die bisherigen Projekte behandeln die folgenden Fragen:
- Beeinflussen das Persönlichkeitsmerkmal der Gewissenhaftigkeit seitens der geprüften Personen, die Compliance mit internen Kontrollen und wirken situative Faktoren in Form eines kontinuierlicher Prüfungsansatzes und einer Krise auf diesen Zusammenhang ein?
- Gibt es Faktoren, die das Selbstverständnis der Internen Revision als Trusted Advisor antreiben?
- Unterscheidet sich die Struktur und Wirksamkeit der Internen Revision in Familienunternehmen?
Für weiterführende Informationen oder Fragen wenden Sie sich bitte an Vanessa Lopez Kasper, M.Sc..
Governance for whom? Critical Perspectives on Codetermination, Diversification, and Internal Auditing
In den vergangenen Jahren ist ein drastischer Wechsel in der Interpretation des Unternehmenszwecks zu beobachten. Während Unternehmen traditionell die Wohlfahrt der Shareholder steigern sollen (shareholderorientiertes Verständnis von Corporate Governance), zeigen derzeit zahlreiche Trends eine Abkehr von diesem Prinzip. So gewinnt beispielsweise Corporate Social Responsibility an Bedeutung, was sich unter anderem durch höhere CSR Investitionen, einer ausführlicheren Kommunikation nichtfinanzieller Informationen und der gestiegenen Relevanz von CSR Kriterien innerhalb der Anlagestrategie von Investoren ausdrückt.In Deutschland zeigen Diskussionen um das sogenannte „Verantwortungseigentum“ und der daraus entstandene Gesetzesentwurf für eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit gebundenem Vermögen, dass viele Unternehmensgründer ein Interesse daran haben, Unternehmenszwecke wie den Schutz der Umwelt zulasten ihres Eigentums am Unternehmen zu sichern. Auch in den USA signalisieren Vorschläge von Senatoren wie Elizabeth Warren oder Bernie Sanders, 40% bis 45% der Boardmitglieder durch die Mitarbeiter wählen zu lassen, einen bedeutenden Wechsel im Verständnis des Unternehmenszwecks.
Das shareholderorientierte Verständnis von Corporate Governance ist nicht in der Lage, diese Trends zu erklären. Beispielsweise würde das in den USA diskutierte System der Mitbestimmung dafür sorgen, dass Vertreter der Shareholder im Board durch Vertreter der Mitarbeiter ersetzt werden und somit den Einfluss der Shareholder auf das Unternehmen reduzieren. Entsprechend kann Corporate Governance als „struggle between ideologies“ charakterisiert werden, wonach das Verständnis und die damit einhergehenden Erwartungen an die Unternehmensführung und -überwachung von der Perspektive der Akteure (z.B. Shareholder, Stakeholder, Management oder das Unternehmen) abhängen. Dabei ist der Mehrwert, den das Unternehmen schaffen soll, nicht auf eine bestimmte Kennzahl wie den Shareholder Value festgelegt, sondern ein Ergebnis der Interaktionen.
In diesem Kontext soll im Dissertationsvorhaben ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt werden, mit dem aktuelle Problemstellungen der Accounting, Taxation, Finance und Auditing Literatur aus unterschiedlichen Perspektiven heraus kritisch untersucht werden. Es sollen 4 Teilstudien angefertigt werden, welche folgende Fragen behandeln:
• Stiftet Mitbestimmung auch einen Mehrwert für Shareholder?
• Können mitbestimmte Aufsichtsräte eine effektive Überwachung gewährleisten?
• Existiert tatsächlich ein Diversification Discount in Deutschland?
• Zahlen sich Investitionen in die Interne Revision aus?
Für weiterführende Informationen oder Fragen wenden Sie sich bitte an Benjamin Fligge, M.Sc.